Sprang – Stoffe flechten in einem Rahmen

Sprang ist eine ganz besondere Technik mit einigen ungewöhnlichen Effekten – und es sieht fast aus, als würde man Harfe spielen! Man braucht nicht viele Materialien, um loszulegen. Ein einfacher Rahmen ist schnell gebaut.

Das Wort Sprang stammt aus dem Schwedischen. Es handelt sich dabei um eine Flechttechnik, vielleicht könnte man es auch als Weben ohne Schussfaden bezeichnen – klingt verrückt, oder? Textiltechnisch betrachtet gehört Sprang zu den Kettenstoffverfahren mit aktiver Kette.

Auf einem Rahmen (oder zwischen zwei irgendwie aufgespannten Stäben oder Schnüren) wird wie beim Weben eine Kette gespannt („schären“). Die einzelnen Kettfäden werden dann miteinander verschlugen, wobei eingeschobene Stäbchen während des Arbeitens verhindern, dass sich alles wieder auflöst. Das Geflecht entwickelt sich vom oberen und unteren Ende gleichzeitig zur Mitte hin. Immer, wenn man zwei Fäden miteinander verschlingt, bildet sich oben und unten eine Umwicklung oder Fadenkreuzung. Am Ende muss das Sicherheitsstäbchen in der Mitte durch einen Faden ersetzt werden, oder die Mittelreihe anders verkettet werden, damit sich das Geflecht nicht wieder auflöst, wenn das Stäbchen herausgezogen wird.

Sprang ist eine sehr alte Technik, die bei uns schon seit der Jungsteinzeit bekannt war. Berühmt sind vor allem die beiden Haarnetzfunde aus der nordeuropäischen Bronzezeit (Fundorte Borum Eshoj und Skrydstrup). Aber auch im koptischen Ägypten und im prähistorischen Peru war die Technik bekannt.

Eine relativ umfangreiche Auflistung von archäologischen Funden in Sprang-Technik findet sich bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Sprang), so dass ich hier nicht weiter darauf eingehen werde.

Hier findet Ihr viele tolle, historische und moderne gesprangte Stücke in meiner Sprang-Bildersammlung auf Pinterest!

Links und Bücher

Ich habe tatsächlich mal angefangen, ein Buch über Sprang zu schreiben, aber es liegt halbfertig unter einem Haufen anderer Dinge, die auch nur halb fertig sind… Mal sehen, ob das irgendwann noch mal klappt. Ansonsten ist das Standartwerk zum Thema Sprang in jedem Fall das Buch von Peter Collingwood „Techniques of Sprang“ von 1974. Meist ist es nur antiquarisch zu bekommen (zu absurden Preisen!), immer mal wieder gibt es aber auch eine Neuauflage. Ähnlich sieht es bei den anderen (kleineren) Büchern zum Sprang aus, die man fast alle nur noch mit Glück gebraucht bekommt – und nur eins davon ist auf Deutsch.

Toll zum Lernen sind die Videos von SolRhiza Arts:
https://www.youtube.com/channel/UCkNcgpQQx0_AQ4teoihH_EA/videos

Carol James macht Sprang-Rekonstruktionen von historischen Stücken:
https://www.youtube.com/watch?v=WoFMeGNshcM

Hairnets and bonnets in Late Roman and Byzantine Egypt by Petra Linscheid

Phiala’s String Page (mit Bildern und 2 verschiedenen Anleitungen)

Regia Anglorum – Anglo-Saxon, Viking, Norman and British Living History (auf der Infoseite zu Gytha ðe Webbestre gibt es auch noch mehr Infos zu anderen Techniken, z.B. zum Nadelbinden)